Gesamtkonzept für die Informationsinfrastruktur in Deutschland

Aus den Empfehlungen der Kommission Zukunft der Informationsinfrastruktur (KII) im Auftrag der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz des Bundes und der Länder,
April 2011

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Informationsinfrastruktur

(Auszug aus Seite 14 bis 17 des Gesamtkonzepts)

“Die wissenschaftliche Informationsinfrastruktur ist genuiner Bestandteil der nationalen und internationalen Forschungsinfrastruktur.”

Sie geht über die Versorgung der Wissenschaft mit “Fachinformation” hinaus. “Informationsinfrastruktur” wird in Deutschland immer mehr mit der Sicherung und Zugänglichmachung von wissenschaftlichen Informationen UND Forschungsdaten (im Sinne von Forschungsprimärdaten) assoziiert.

Die Zeit der Grundlegung der Informationsinfrastruktur war noch durch die Druckmedien bestimmt, bis in das erste Jahrzehnt des 21. Jhd. Entsprechend umfasste die Arbeit der Informationseinrichtungen früher die Erschließung, Erbringung, Aufbereitung und – physische oder elektronische – Bereitstellung von disziplinspezifischer Fach-Information für die jeweiligen Communities – nach dem Zeitpunkt ihrer Publikation.

Heute und künftig geht es um integrierte Dienstleistungen zur Unterstützung des Wissenschaftlers auf allen Stufen des Forschungsprozesses:

ab der Idee am Schreibtisch, im Labor oder im „Feld“ – über die Erfassung von Rohdaten – ggf. Einbeziehung von externer Information, z. B. aus Datenbanken – Austausch innerhalb von Projektteams und Partnerschaften, z. B. in virtuellen Forschungsumgebungen – Analyse von Zwischenschritten – Unterstützung von Patentierung und Publikationen – bis hin zur Integration der Forschungsergebnisse in die Lehre.

Der Begriff Informationsinfrastruktur umfasst demnach:

  • die Erwerbung, Aufbereitung, Erschließung, den Nachweis, die Bereitstellung und Archivierung von Information („klassische“ Aufgaben)
  • die Sicherstellung von nachhaltiger Retrieval- und Analysefähigkeit von relevanter Information
  • das Management von Information aller Art (Daten, textuelle und nichttextuelle Objekte, Medien) einschl. der Bereitstellung von Werkzeugen zur Bearbeitung
  • die Sicherstellung des dauerhaften Zugriffs (Langzeitverfügbarkeit)
  • die Gewährleistung von Sicherheit, Vertraulichkeit und Vertrauenswürdigkeit
  • die Bereitstellung von Möglichkeiten der kollaborativen Nutzung (z. B. data sharing) und der virtuellen Kommunikation
  • die Unterstützung dieser neuen Prozesse und Arbeitsgebiete durch adäquate Methoden in der Lehre und Ausbildung.

Vor diesem Hintergrund definiert die “Kommission Zukunft der Informationsinfrastruktur” (KII) Informationsinfrastruktur als nationales, disziplin-übergreifendes “Netz” von Einrichtungen, die dezidiert in öffentlichem bzw. institutionellem Auftrag diese Aufgaben wahrnehmen.

Kernaufgabe der Informationsinfrastruktur ist – im weitesten Sinne – die Versorgung von Wissenschaft und Forschung mit Information und damit zusammenhängenden Dienstleistungen und Diensten.

Koordinationsbedarf besteht u.a. mit den informationswissenschaftlichen Disziplinen, mit den Informationsinfrastrukturen auf den lokalen Ebenen der Hochschul- oder Forschungseinrichtungen, sowie mit der IT-Infrastruktur im Sinne der Informationsverarbeitung, die Prozesse und Organisation, Dienste und Systeme umfasst.

Das Management der eigentlichen Daten, im Englischen ‘data curation’ genannt, erhält eine immer höhere Bedeutung. Die Reproduzierbarkeit von wissenschaftlichen Experimenten und Datenerhebungen einerseits sowie die Möglichkeiten zur Nachnutzung für neue Fragestellungen andererseits stellen den verantwortungsvollen, organisatorischen und technischen Umgang mit Daten an den Anfang der infrastrukturellen Aufgabenkette. Derzeit ist die Situation noch geprägt durch mangelnde Transparenz über Verfügbarkeit und Qualität, fehlende Metadaten und Standardisierung.

Empfehlung

(Auszug aus Seite 66 und 68 des Gesamtkonzepts)

Bislang fehlte in Deutschland eine Einrichtung, die das Thema “Förderung der Informationskompetenz” gegenüber der hochschulinternen Öffentlichkeit einerseits und der allgemeinen Öffentlichkeit andererseits vertritt. Auch sollte das Thema noch stärker als zuvor bei politischen Entscheidungsträgern vertreten werden.

Daher wurde die Einrichtung eines “Rates für Informationsinfrastruktur” als Monitoring- und Initiativgremium zur zielgerichteten Weiterentwicklung der Informationsinfrastruktur empfohlen.

Zu den maßgeblichen Akteuren der Informationsinfrastruktur in Deutschland zählt heute allen voran das Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur – FIZ Karlsruhe.

Nachtrag am 10-07-2019

Kodex: Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis (DFG, August 2019)
Darin geht es u.a. auch um Dokumentation, Publikation und Archivierung von Forschungsinformationen.

 

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