Was ist Medienkompetenz?

Unter Medienkompetenz ist der kompetente Umgang mit Medien zu verstehen. Hier stellen sich jedoch zwei Fragen:

  1. Welcher Umgang wird als kompetent betrachtet, welcher nicht?
  2. Was versteht man in diesem Zusammenhang unter Medien?

für Bibliothekare

Bibliothekare betrachten ihre Sammlungsobjekte als Medien. Der kompetente Umgang mit diesen bezieht sich auf die Prozesse der Beschaffung, Katalogisierung, Aufstellung und Ausleihe, aber auch auf korrektes Zitieren von Quellen (als Teil der Bibliothekskompetenz)

für Journalisten

Für Journalisten umfasst der Medienbegriff alles, was mit Nachrichtenmedien zu tun hat (Unternehmen wie Verlage/Medienhäuser und News-Channels wie Radio und Fernsehen eingeschlossen). Der kompetente Umgang mit diesen Medien zeichnet den mündigen Staatsbürger aus, der sich zum Weltgeschehen, wie es in den Nachrichten berichtet wird, eine fundierte Meinung bilden möchte. Er ist in der Lage, Boulevard- und Lügenpresse von Qualitätsmedien, und Fake-News von News zu unterscheiden.

Der kompetente Umgang mit Medien ist noch weitgehend auf den Medienkonsum beschränkt, während die Nutzung von Medien (als Teil der Nachrichtenkompetenz) zur Verbreitung von Inhalten den Medienunternehmen vorbehalten bleibt, wenn man von den Social Media absieht.

für Techniker

Techniker verstehen unter ihren Medien die Geräte der Kommunikationstechnologie. Das können Fernseher und Radios ebenso sein wie Computer und Mobiltelefone. Dabei ist es irrelevant, ob man diese Geräte zum Arbeiten oder Spielen verwendet. Inhalte spielen dabei keine Rolle.

Medienkompetenz ist folglich der kompetente Umgang mit den technischen Lese-, Schreib- und Abspielgeräten. Dabei wird immer mehr die Forderung laut, der Nutzer müsse auch die Funktionsweise und den Programmcode verstehen können (als Teil der digitalen Kompetenz).

für Pädagogen

Aus der Sicht der Pädagogik werden vier Dimensionen der Medienkompetenz unterschieden (nach Dieter Baacke, Landesanstalt für Medien NRW):

  1. Medienkritik (Verfolgen und Analysieren von Entwicklungen in der Medienlandschaft),
  2. Medienkunde (Erwerb des Wissens über aktuelle Mediensysteme und technischer Fertigkeiten im Umgang mit Medien),
  3. kritische Reflexion der eigenen Mediennutzung sowie
  4. Mediengestaltung (Möglichkeiten der Mitgestaltung von Medien).

zwischen Informations- und digitaler Kompetenz

Alle sind sich einig, dass der kritische, reflektierende Umgang mit Informationen (als Teil der Informationskompetenz), unabhängig von Format (digital oder analog) und Medium (online oder offline) die Basiskompetenz bilden sollte.

Der Digitalpakt sieht in der inhaltlichen Ausgestaltung vornehmlich eine technische Ausstattung der Schulen vor. Das heißt, man möchte mit den Investitionen die Schulen mit Technik, W-LAN, Computern und Tablets ausstatten.

Man denkt, dass der frühestmögliche Einsatz die Medienkompetenz erhöht, aber es wird nur eine Anwendungskompetenz erhöht. Die Kinder sind aufgrund ihrer kognitiven und neurophysiologischen Entwicklung nicht in der Lage, mit diesen Medien effektiv und zielgerichtet im Lernprozess umzugehen. Kinder lernen vornehmlich durch Erfahrungen aus der realen Welt.

Untersuchungen belegen zudem, dass der Einsatz digitaler Medien in den Altersgruppen von sechs bis ca. zwölf Jahren den schulischen Lernerfolg nicht fördert. Anstatt einer höheren Medienkompetenz sind Spielsucht und Internetsucht nach der aktuellen medizinischen Studienlage insbesondere bei Kindern und Jugendlichen zwischen 11 und 14 Jahren sehr hoch ausgeprägt.

“Etwas zeigt sich immer deutlicher:
Es geht überhaupt nicht um die Kinder, den Lernerfolg oder die individuelle Entwicklung. Das spielt überhaupt keine Rolle. Es geht seitens der Politik ausschließlich um Lobby-Interessen.”

(Prof. Dr. Gerald Lembke, Studiengangsleiter für Digitale Medien an der Dualen Hochschule Mannheim und Präsident des Bundesverbands für Medien und Marketing)

 

2 Thoughts to “Was ist Medienkompetenz?”

  1. Hermann Huemer

    Folgendes Dossier fasst Medienkompetenz noch einmal zusammen:
    DOSSIER: “Was macht Kritische Medienkompetenz aus?

  2. […] vertrauen? Kann man die Quelle überprüfen (zumindest wenn man dies wollte)? Hier spielt auch die Medienkompetenz herein. Bei unbekannten oder dubiosen Quellen könnte sich ein wenig Recherchieren bezahlt machen. […]

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