Und wieviel Informationskompetenz haben Sie?

 

Gestern habe ich nach “covid19 und reisewarnung” gegoogelt. Genau genommen habe ich zuerst nicht die Google Search Engine (also den Suchschlitz von Google) verwendet, sondern die Suchmaschine MetaGer, weil MetaGer die Ergebnisse mehrerer Suchmaschinen kombiniert und überdies keine Benutzerprofile sammelt. Doch darum soll es in diesem Blog nicht gehen.

Zuerst stellte ich folgende Fragen:

  • Habe ich aufgrund meiner rationalen Auswahl der Suchmaschine bereits Informationskompetenz bewiesen?
  • Bin ich deshalb informationskompetenter als jemand, der sich prinzipiell mit dem Google-Schlitz begnügt? oder einfach nur “innovativer”?
  • War die Auswahl der Suchmaschine schon informationskompetent? Oder zeugt erst die Auswahl eines bestimmten Treffers von meiner Informationskompetenz?

 

Auch diese Fragen treffen noch nicht den eigentlichen Kern meines Interesses. Sie haben vielmehr eine tiefergehende Frage aufgeworfen, nämlich:

Wie kann man Informationskompetenz messen (quantifizieren)?
Was man nicht messen kann, kann man auch nicht evaluieren, überprüfen und zertifizieren.

 

Tatsächlich gibt es “Lehr- und Lern-Standards für Informationskompetenz“, die Informationskompetenz in Fähigkeitsbereiche (Rahmen) und quantitativ in Schwierigkeitsgrade oder Leistungsniveaus unterteilen.

Mit solchen Standards sollen zwei Ziele erreicht werden:

  1. Standardisierung eines Lehrplans für IK-Lehrveranstaltungen.
  2. Messung der Lernzielerreichung bei den Lernenden (anhand von Leistungsindikatoren/Performance Indicators).

Framework for Information Literacy for Higher Education

(ACRL, 2016)
Das neue ACRL ging von Standards ab und stellt nun 6 Fähigkeitsbereiche ins Zentrum, die gemeinsam den Rahmen der Informationskompetenz bilden.

  1. Critical Thinking
  2. Recherchieren
  3. Beschaffung
  4. Bewertung und Selektion
  5. Wissensorganisation
  6. Kommunikation

Referenzrahmen Informationskompetenz

(Deutscher Bibliotheksverband und Verein Deutscher Bibliothekare, 2016)

Auch die deutsche Version definiert einen Rahmen, hier mit 5 Prozessen, und dazu 6 Bildungsniveaus (A1 bis C2 analog zur Messung von Sprachkenntnissen). Informationskompetenz wird hier sehr stark auf die Benutzung der Bibliothek im Zuge einer (vor)wissenschaftlichen Arbeit bezogen.

  1. Suchen
  2. Prüfen
  3. Wissen
  4. Darstellen
  5. Weitergeben

 

Zu meiner Kernfrage: Wie informationskompetent bin ich?

  • Ich habe meinen Informationsbedarf gegenüber einer Suchmaschine zum Ausdruck gebracht.
  • Ich habe – im Rahmen meiner Ressourcen (also nach ökonomischen Kriterien) – recherchiert.
  • Und ich habe die relevante Quelle gefunden, obwohl sie im Gegensatz zum Google-Ergebnis erst an 20. Stelle gerankt wurde (nämlich die Seite des österreichischen Außenministeriums).
  • Ich stelle nicht nur die gefundene Information, sondern sogar den Suchprozess dar und
  • ich teile die Erfahrung auf meinem Blog. (Die Information selbst ist hier ja nicht relevant.)

Damit erfülle ich die Rahmenbedingungen für Informationskompetenz ganz gut. Allerdings geht nicht in die Bewertung ein, ob ich letztlich auch eine gute, vor allem richtige Entscheidung getroffen habe (z.B. ob ich trotz Reisewarnung nach Spanien geflogen bin).

 

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