Bullshit-Politik
Disruptive Technologien führen zu disruptiven Störungen der Gesellschaft. Dadurch entsteht Angst, die instinktiv in Flucht oder Aggression mündet – Flucht in die “gute alte Zeit” oder Aggression gegen Sündenböcke. Die Vernunft wird dabei weitgehend ausgeschaltet. Unter solchen Bedingungen wollen wir keine rationalen Debatten über Budgetlöcher, Bildungskrise oder Sicherheitspolitik führen. Wer in und von einer solchen Stimmung profitiert, wird trotz der allgemeinen Verwirrung immer klarer. Symbol- oder Bullshit-Politik löst keine Probleme, sondern bestätigt und verfestigt sie.
Ingrid Brodnig (derstandard.at vom 30. Jänner 2025):
“‘Bullshit-Politik’ mag eine deftige Wortwahl sein. Die Formulierung lehnt sich an einen Essay des Philosophen Harry Frankfurt aus dem Jahr 1986 an. Er beschreibt ‘Bullshit’ als zynische Kommunikationsmethode, bei der jemandem gleichgültig ist, ob das Gesagte stimmt oder nicht. […] Ihm ist es egal, ob die Dinge, die er sagt, die Realität korrekt beschreiben. Er wählt sie einfach aus oder erfindet sie, um seinem Zweck zu dienen.”
In der Bullshit-Politik gibt es nichts zu verstehen, außer dass alles gesagt und getan werden darf, was dem eigenen Zweck dient. Das “Volk” muss alles glauben. Desinformation und Fake-News sind die Fortsetzung von Religion und Esoterik zum Zwecke der Selbstermächtigung.
Informationskompetenz beruht auf Verstehen. Nur so können wir Ereignisse und Fakten einordnen, noch bevor wir sie bewerten (und gegebenenfalls hyperventilieren).