Brain image by John Hain from Pixabay

Cognitive Bias – Verzerrte Wahrnehmung

Das Ungewöhnliche wird für die Normalität gehalten.

Unsere Psyche ist aus gutem (evolutionärem) Grund so konzipiert, dass wir das Ungewöhnliche viel eher und stärker wahrnehmen als das Gewöhnliche. Allerdings verschmelzen beide rasch, sodass wir schließlich beides für gleich wahrscheinlich halten (“cognitive bias”), insbesondere wenn das Ungewöhnliche durch die Dauerberieselung der Medien dauernd präsent ist. Das Ungewöhnliche wird bald für die Normalität gehalten, selbst dann wenn die statistischen Daten widersprechen. Die Ausnahme wird für die Regel gehalten.

Auf diese Weise werden ein paar kriminelle Asylanten schnell zur Bedrohung für das ganze Abendland, oder die sogenannten Sozialschmarotzer zur Bedrohung für das Staatsbudget, obwohl sie statistisch nur Ausnahmefälle darstellen. In der Folge dienen sie als politische Erklärung für den Abbau der sozialen Sicherheit – was eine wirkliche Bedrohung für alle darstellt.

“Der weiße Hai”

Ein ähnlicher Bias tritt auf, wenn man ein klares Bild vor Augen hat. Die Gefahr, beim Schwimmen im Meer einem Hai zu begegnen ist zwar minimal. Dennoch halten viele Urlauber diese Gefahr für real, wenn sie “Der weiße Hai” gesehen haben.

Diese Funktionsweise unseres Gehirns war in der Welt der Säbelzahntiger ein Wettbewerbsvorteil im Kampf ums Überleben. In der Welt der Massenmedien und der Informationsüberflutung kann das Gehirn jedoch leicht manipuliert werden, indem es mit einseitigen, tendenziösen Informationen (z.B. in einer Filterblase) gefüttert wird. “Der weiße Hai” war definitiv keine Werbung für eine gefährdete Spezies!

Fiktive Bedrohungen

Der Bias wird auch gezielt ausgenutzt, wenn Narrative wie “Balkanroute” oder “Flüchtlingskarawane” (klare Bilder) durch die Dauerpräsenz auf allen Kanälen fiktive Bedrohungen real erscheinen lassen.

Daher stumpfen wir auch gegenüber wildesten Meldungen ab, wenn sie zu lange von den Medien oder der Politik gespielt werden. Das könnte einer der Gründe sein, warum Trump jeden Tag etwas Neues twittert.

“Only bad news are good news”

Welche Schlagzeile würden Sie zuerst anklicken: “Hund beisst Kind.” oder “Kind beisst Hund.” Was als normal betrachtet wird, ist keine Meldung wert. Daraus reslultiert auch die Einstellung “Only bad news are good news” – im Sinne von “Gute Nachrichten interssieren niemanden”. Je weiter ein Ereignis von der Norm (von dem, was erwartet wird) abweicht, desto besser eignet es sich als News. Folglich sind die Medien (Social Media inklusive) voll von Regelverstößen und Normabweichungen. Das hat nichts mit einer repräsentativen Darstellung der Wirklichkeit zu tun, sondern mit Geldverdienen.

 

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