Welche Partei würden Sie wählen?
Als Online-Shopper ist man gewöhnt, auch die Bewertungen (Rating) und Kommentare anderer Kunden in seine Kaufentscheidung einzubeziehen. Viele Sterne bestätigen dabei die eigene gute Meinung, die man bereits hat, oder lassen einen an der eigenen Meinung zweifeln.
Fremde Meinungen sind umso mehr gefragt, wenn man selbst noch keine Meinung hat. Wenn man gar von Meinungen abhängig ist (als Verkäufer oder Politiker), will man diese erforschen (vielleicht, um sie dann besser manipulieren zu können). Will man dafür nicht bis zum Wahltag warten, so bedient man sich eines Meinungs- oder Marktforschungsinstituts, das diese Art der Informationsbeschaffung als Dienstleistung anbietet. Das Ergebnis ist nicht immer absehbar, auch nicht immer zufriedenstellend. Manipulierte Ergebnisse sind nicht mehr wert als Desinformation. Doch wie beurteilt man eine Meinungsumfrage?
Ein gutes Umfrageergebnis muss transparent und nachvollziehbar sein. Dazu sollten sich folgende Fragen leicht beantworten lassen:
- Wer ist der Auftraggeber?
Medien? Staat? Interessengruppen?
Es besteht immer die Tendenz, Umfrageergebnisse, die nicht mit den eigenen Vorstellungen oder Erwartungen übereinstimmen, anzuzweifeln. Da statistische Zahlen immer interpretiert werden müssen, gibt es auch immer verschiedene Ansätze, die zu verschiedenen Schlüssen führen können. - Was war das Ziel der Umfrage? Was sollte abgefragt werden?
Wie schaut der Fragenkatalog aus? Wie sind die Fragen formuliert? Besteht ein kultureller oder sprachlicher Bias? - Mit welcher Methode wurden die Meinungen erhoben und ausgewertet?
- Wie groß ist das Sample der Befragten?
800 sollten es schon sein. Umfasst die Stichprobe 800 Befragte, so liegt die maximale Schwankungsbreite für ein Ja-zu-Nein-Verhältnis von 50:50 bei +/- 3,5 %. Das heißt, dass 50:50 in Wahrheit auch 53,5:46,5 Prozent sein kann. Doch rein statistisch hat auch dieses Ergebnis eine Irrtumswahrscheinlichkeit von 5%. Im übrigen verbessert sich die statistische Schwankungsbreite bei 1000 Befragten nur auf 3,2 Prozent und ist somit den zusätzlichen Aufwand oft nicht wert. - Wie wird die Stichprobe definiert? Wie repräsentativ ist das Ergebnis? Wer wird befragt?
Wird eine repräsentative Stichprobe besser über Telefon oder Online erreicht? Manchmal interessieren nur bestimmt Marktsegmente (Senioren, Altersgruppen, Autofahrer, Wahlberechtigte etc.) oder nur Focus Groups. - In welchem Erhebungszeitraum wurde die Umfrage durchgeführt?
Meinungsumfragen finden immer in einem politisch-sozial-ökonomischen Kontext statt, der sich rasch ändern kann. Ohne Datierung ist das Ergebnis nicht mehr als Desinformation.
- Wie groß ist das Sample der Befragten?
- Wer hat die Umfrage durchgeführt?
Glaubwürdigkeit wird nicht nur durch wissenschaftliche Methoden hergestellt, sondern auch durch Reputation. Hier einige renommierte Institute:
Eine Mitgleidschaft in einem Verein oder Verband der Markt- und Meinungsforschungsinstitute gilt als Qualitätskriterium.
BTW: Google Reviews, Amazon’s Star Rating, TripAdvisor und ähnliche Plattformen, die unsere Meinungen sammeln, sind keine repräsentativen Meinungsumfrage-Tools. Entsprechend vorsichtig sollten wir ihre Ratings bewerten!
Presse zum Thema:
Wie können Laien eine gute Umfrage von einer schlechten unterscheiden?
derstandard.at | 15. Oktober 2021
Umfragen jenseits der Sonntagsfrage
derstandard.at | 23. Oktober 2021